Haarausfall
Unter Haarausfall versteht man einen übermäßigen Verlust von Kopfhaaren (Effluvium capillorum), dabei fallen laut Definition über 100 Haare pro Tag aus. Eine sichtbare Haarausdünnung oder Kahlheit bezeichnen Mediziner als Alopezie. Haarausfall kommt sowohl bei Männern als auch bei Frauen vor und kann verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen besteht eine erbliche Veranlagung, die die Haarfollikel empfindlicher gegenüber männlichen Geschlechtshormonen reagieren lässt.
Diese sogenannte androgenetische Alopezie (erblich bedingter Haarausfall, anlagebedingter Haarausfall) betrifft im Laufe des Lebens jeden zweiten Mann. Sie reicht von Geheimratsecken bis zur ausgeprägten Glatze. Auch unter Frauen ist die androgenetische Alopezie die häufigste Form des Haarausfalls – geschätzt leidet etwa jede fünfte darunter. Allerdings unterscheiden sich die Symptome bei erblich bedingten Haarausfall der Frauen: Meist werden die Haare der Scheitelregion dünner und weniger, das für Männer typische „Muster“ des Haarverlusts findet sich nur in wenigen Fällen.
Deutlich seltener ist kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata, Pelade) die Ursache für den Verlust von Haaren. Er äußert sich durch kahle Areale an umschriebenen Bereichen des Kopfs oder Körpers. Auslöser ist wahrscheinlich eine Autoimmunreaktion. In vielen Fällen wachsen die Haare ohne Therapie nach einer gewissen Zeit wieder nach, Rückfälle sind allerdings häufig.
Ebenfalls selten kommt diffuser Haarausfall (diffuse Alopezie, symptomatische Alopezie) vor. Ursächlich für diese Form des Haarausfalls sind zumeist Krankheiten wie eine gestörte Funktion der Schilddrüse, Diabetes mellitus und Infektionen (z.B. Lungenentzündung). Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, eine Chemotherapie, hormonelle Umstellungen, Stress oder eine ungesunde Ernährung können mit diffusem Haarausfall einhergehen.
Auch wenn Haarausfall in den meisten Fällen keinen unmittelbaren Krankheitswert hat, belastet er Betroffene mitunter schwer. Personen mit vollen, glänzenden Haaren wirken auf andere vital, jugendlich und gesund. Den Verlust von Haaren hingegen verbinden viele Menschen mit Krankheit und Alter. Haarausfall und Alopezie können daher sehr belastend sein und weitreichende Folgen haben: Das Selbstbewusstsein schwindet, Betroffene finden sich nicht mehr „schön“ und attraktiv, unter Leuten fühlen sie sich unwohl und beobachtet. All dies beeinträchtigt die Lebensqualität.
Bevor der Arzt Haarausfall wirksam behandeln kann, muss er eine klare Diagnose stellen. Hierzu fragt er den Betroffenen zum Beispiel nach dem Verlauf des Haarausfalls und seiner Krankengeschichte (Anamnese).
Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ursache des Haarverlusts. Die unzähligen zum Verkauf angebotenen Mittel gegen Haarausfall spiegeln den hohen Leidensdruck vieler Betroffener wider. Allerdings halten nur sehr wenige Wirkstoffe das, was die Werbung verspricht: den Haarausfall zu stoppen und im besten Fall die Haardichte sichtbar zu erhöhen. Der Großteil der Präparate wird diesem Anspruch nicht gerecht. Beispiele für gut wirksame Medikamente sind beim erblich bedingten Haarausfall des Mannes die beiden Wirkstoffe Minoxidil und Finasterid, bei Frauen Minoxidil oder Präparate, die weibliche Geschlechtshormone beziehungsweise Gegenspieler männlicher Hormone (sog. Antiandrogene) enthalten. Die Therapie des kreisrunden Haarausfalls ist deutlich schwieriger.